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Republik Zentralafrika - Afrika

Ein Ausflug zu den Pygmäen

Bangui

Straßenkinder in Bangui
Straßenkinder in Bangui

Bereits von stattlicher Größe, mäandriert der größte Nebenfluß des Kongo, der Oubangui (Ubangi, Obangi) am Rand des weitläufigen Stadtgebiets von Bangui, die Grenze zu Zaire bildend, und berührt dabei auch den Garten des damals größten Gebäudes der Stadt, des noblen "Hotel Bangui".
Vor diesem Hotel befand sich zu jener Zeit ein großer, mit einigen Bäumen bestandener freier Platz, unter denen wir unser Zelt aufgeschlagen hatten. Wir waren am 29. März 1981 in der Republik Zentralafrika eingetroffen und wurden nach der Ankunft in der Hauptstadt von der Polizei auf diesen Platz gewiesen, da wir uns ein Hotel nicht leisten konnten.
Über uns auf dem Hügel thronte die ehemalige Residenz des menschenfressenden "Kaisers" Bokassa, jenem verrückten Despoten, der für den GröFaZ in Bangui tatsächlich ein Denkmal hatte errichten lassen wollen. Zum Glück war dieser Kerl vor kurzem gestürzt worden. Doch nicht etwa, weil sich die Welt über seine Verbrechen erregte, sondern weil er sich in seinem Größenwahn gegen die Schutzmacht Frankreich stellte.
So mussten wir keine Angst haben, in seiner Bratpfanne zu landen. Noch immer waren viele Fremdenlegionäre in der Stadt, über die eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden war.

Lagerleben am Ubangi

Wir waren nicht alleine, sondern der Platz war Treffpunkt aller Reisenden, so trafen wir dort bereits zwei Deutsche an - ein Pärchen (zu denen sich im Laufe der nächsten Tage auch noch ein dritter Landsmann gesellte, der uns dann auf der Reise nach Brazzaville ein guter Kamerad werden sollte), Japaner, Engländer, Kanadier und Franzosen, alles in allem zeitweise etwa 15 Personen. Einer der Franzosen bekam den Teil einer Schrotladung in den Fuß, weil er verbotenerweise, trotz der Ausgangssperre, nachts durch Bangui spazierte und davonspurtend den "Halt!"-Befehl eines Polizisten ignorierte.

Das Hotel Bangui mit dem Strand am Fluß und unserem Lagerplatz auf der anderen Straßenseite

Die Wunde war zwar schmerzhaft, aber nicht bedrohlich, wie ich bei der Untersuchung feststellte. Es war mit Gummischrot geschossen worden, dort wo drei der Kugeln die Muskeln getroffen hatten, waren diese blau angeschwollen und die Haut sowie das darunter liegende Fettgewebe aufgeplatzt, aber etwas antiseptische Behandlung und die Sache war versorgt. Sein Geschrei während ich ihn verarztete war auf jeden Fall übertrieben.
Des weiteren kam für zwei Tage ein organisierter Trupp aus England auf unseren Platz, der Abenteuerurlauber im Bus durch Afrika transportierte. Diese bauten ihr bewachtes Zeltlager in geradezu militärischer Disziplin in Reih und Glied auf und hielten Abstand zu uns und zu jedermann.
Auch wir mussten unser Lager bewachen, da wir den Platz außerdem noch mit einer Gang aus mittellosen Straßenkindern und Jugendlichen, die natürlich alles zu klauen suchten was nicht niet- und nagelfest war, teilen mussten. So wurde uns von einem berichtet, dem seine von den Kids gestohlene Kamera auf dem Markt der Stadt wieder zum Kauf angeboten wurde. Kurz vor unserer Ankunft war es anscheinend sogar zu einem regelrechten Kampf gekommen, den die Lagernden aufgrund der besseren Bewaffnung mit Werkzeugen aus einem LKW, der den Mittelpunkt des Lagers bildete, für sich entschieden hatten. Da es jedoch auf keiner Seite Verletzte gab, und ich nicht so recht einzuschätzen vermochte, wie es überhaupt so weit kommen konnte, blieb ich skeptisch, denn der Deutsche, dem der LKW gehörte, war ein erklärter Feind der Kids. Ich selbst hatte durchaus Verständnis für deren Lage, aber beklauen lassen wollte ich mich natürlich auch nicht.
Als wir eines Abends ein großes Barbecue veranstalteten, bekamen sie ihr Teil ab, auch wenn es deshalb zu einem Streit zwischen mir und dem Deutschen kam, der das nicht zulassen wollte. Von da an war unser Verhältnis zu der Gang etwas besser. Hatten sie mich doch vorher mit Steinen beworfen, als ich während einer meiner nächtlichen Wachen einen von ihnen am Aufbrechen eines vor dem Hotel geparkten Autos hinderte. Das Verhältnis im Lager aber war ab jetzt etwas angespannt.
Auch Aufgrund unserer Wache waren wir vom Hotelpersonal des "Bangui" wohl gelitten und ab und zu tranken wir Bier auf der Hotelterrasse.
Der Strand des nahen Flusses war eine treffliche Gelegenheit für uns und die Kinder, uns zu waschen und zu schwimmen.

Da wir unseren VW-Bus in Kamerun verkauft und uns von unseren Gefährten getrennt hatten, waren wir auf den öffentlichen Verkehr angewiesen. Außer dem deutschen Paar waren wir alle ohne Fahrzeuge. Eigentlich suchten wir den Sudan zu erreichen, um von dort wieder an das Mittelmeer zu gelangen. Dies erwies sich zu dieser Jahreszeit jedoch als unmöglich, wie uns von verschiedener Seite berichtet wurde. Unser Geld war sehr knapp und für den teuren Rückflug von Bangui reichte es keinesfalls aus. So beschlossen wir, in die Volksrepublik Kongo zu reisen, da von Brazzaville aus die Flüge billiger waren.
Dazu benötigten wir natürlich ein Visum, was lange dauerte, da in Afrika alles seine Zeit braucht.
Um der Langeweile auf dem Platz zu entfliehen, entschloss ich mich mit meiner Gefährtin zu einem Ausflug in ein bekanntes Pygmäenlager im Süden des Landes, von dem wir gehört hatten, während Bruno, unser übrig gebliebener Reisekamerad, in Bangui blieb. Eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, was an einem Lager von Pygmäen so interessant sein sollte. Meine Freundin jedoch wollte dorthin und da das Lager bei M'Baiki nur etwa 150 Kilometer entfernt war, hofften wir, am gleichen Tag wieder zurück zu sein. So machten wir uns also am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang auf den Weg zum Lager der Pygmäen...

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