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Thailand - Asien

Sieben Wochen in Thailand

Ausflug in die Andamanensee

Schwimmen in der Andamanensee
Unsere Ausflugsgruppe aus Trang schwimmt in der Andamanensee zu der Wasserhöhle

Trang

Die Fahrt führte nach einmaligem Umsteigen in Nakhon Pathom erst an der reizvollen Küste des Golfes von Siam entlang, dann weiter im Landesinneren direkt nach Trang. Dieses Ziel hatte ich mir ausgewählt, da ich in Thailand noch nie am indischen Ozean war und ich einen Platz suchte, an dem die westlichen Touristen noch nicht die alles beeinflussende Rolle spielten. Trang war genau das richtige, das sah ich sofort, obwohl es nicht direkt an der Küste liegt. Ich bekam zur Abwechslung mal wieder ein anständiges Hotel zu einem vernünftigen Preis, wie ich es vom Isaan her gewohnt war.

Im Restaurant des vornehmen Thurim Hotels speiste ich einigemal hervorragend und schräg gegenüber dieses Hotels entdeckte ich ein Reisebüro, das Gruppenausflüge organisierte. Ich könne zusammen mit einer Gruppe thailändischer Touristen an einem Tagesausflug teilnehmen. Das Ganze war zwar mit fast 30.- Mark alles andere als billig, doch es solle sich lohnen, wie mir die Angestellte versicherte.
Na ja, von meinem für die Thailandreise eingeplanten Geld war noch so viel übrig, daß ich beschlossen hatte, von Hat Yai aus nach Bangkok zurück zu fliegen und so kam es mir nach einiger Überlegung auf 30 Piepen auch nicht mehr an, ein bißchen Luxus muß ja auch sein.

Andamanensee bei Pak Meng
Hier in der kleinen Flußmündung bei Pak Meng bestiegen wir unser Ausflugsboot.

Die Andamanensee

Am Morgen des vereinbarten Tages fuhren wir in Minibussen nach Pak Meng, das westlich von Trang an einer Bucht der Andamanensee liegt. An Bord meines Busses waren inklusive Reiseleiterin außer dem Fahrer und mir alles Frauen. Ob ich denn Schwimmen könne, fragte die Chefin, die auch Tauchlehrerin war.
„Ja, natürlich!“
Antwortete ich etwas verwundert.
Ich verstand zwar nur ein paar Dutzend Wörter Thai, doch meinte die Reiseleiterin so etwas wie:
Ich hab´s euch ja gesagt, alle Weißen können schwimmen, das lernen die schon in der Schule.
Und richtig, sie fragte mich jetzt, wer mir denn das Schwimmen beigebracht hätte?
Wozu das denn nütze sein soll? Ging die Unterhaltung in Thai weiter.
Ganz einfach, wenn jemand der schwimmen kann ins Wasser fällt, kann er nicht ertrinken!
Das leuchtete ein.
Tatsächlich war in vielen nicht westlichen Ländern die Meinung verbreitet, das Schwimmen sei eine Kunst, die vielleicht für proletarische Fischer notwendig war, sich nicht jedoch für jemanden geziemte, der seine Brötchen nicht mit solch niedriger Arbeit verdienen musste.

Bucht von Pak Meng
Aus dem tischebenen, mit Mangroven bewachsenden Gebiet um Pak Meng ragten vereinzelte hohe Kalkklippen, welche sich auch im Meer fortsetzen
Küste bei Pak Meng

An der Landungsbrücke von Pak Meng wartete bereits unser großes Boot mit zwei Decks, auf dem alle Passagiere der drei Minibusse bequem Platz fanden. Außer mir alles Angehörige einer reichen Thaifamilie aus Bangkok mit reichlicher Verwandtschaft, jedoch waren außer dem alten, etwa siebzigjährigen Familienchef, nur wenige andere Männer mit dabei. Die Frauen waren aus fast allen Altersgruppen, nur Seniorinnen gab es nicht.
Wir liefen aus der seichten Bucht und nahmen südwestlichen Kurs. Nach etwa einer Stunde Fahrt stoppte das Boot vor der senkrechten Felswand einer Insel. Ich fragte mich was das soll, denn wie es aussah, setzte sich die Felswand unter Wasser genau so senkrecht fort wie darüber.
Ja, das Wasser war hier 60 Meter tief, doch es gab eine Höhle, in die wir schwimmen sollten. Alle Frauen die Lust dazu hatten, und das waren die meisten, bekamen Schwimmwesten über ihren T-Shirts angelegt. Auch ich wurde aufgefordert, in eine Weste zu schlüpfen.
"Safety first!“
Die Männer blieben fast alle an Bord, die Frauen folgten der Reiseleiterin ins Wasser und hielten sich teilweise trotz ihrer Schwimmwesten an den zusätzlich ins Wasser geworfenen Rettungsringen fest. Das dauerte ziemlich lange, sie formierten sich zu einer Gruppe, wobei sie sich gegenseitig festhielten und strampelten Richtung Höhle.
Jetzt sprang auch ich vom Deck ins Wasser, die Beine eng zusammengepresst und die Hände über dem Kopf. Das warme Wasser was phantastisch und ich versuchte ihm so wenig Widerstand wie möglich entgegen zu setzen, um trotz der Schwimmweste möglichst tief einzutauchen. Als ich durch den Auftrieb wieder nach oben gedrückt wurde, breitete ich meine Arme aus, um den Widerstand zu erhöhen und so dauerte es relativ lange, bis ich wieder auftauchte. Das hätte ich nicht tun sollen, denn über der Wasseroberfläche sah ich jetzt in entsetzte Gesichter und sogar die Tauchlehrerin, die sich einen Neopren-Anzug angelegt hatte, kam mit besorgtem Gesicht in meine Richtung geschwommen.
„You are o.k.?“

Um der Gruppe die Befangenheit zu nehmen, forderte die Reiseleiterin diese jetzt auf, ein Liedchen anzustimmen und singend ging es langsam zum Eingang und durch den gewundenen Stollen der Höhle. Ich hatte meine wasserdichte Lampe nicht dabei und so schwamm ich hinter der Gesellschaft.
Am Ausgang des Stollens staunte ich.
Wir befanden uns in einem ovalen Schacht mit senkrechten Wänden, die Durchmesser betrugen vielleicht 50x40 Meter. Der Grund des Schachts war zur Hälfte mit Sandstrand gefüllt, auf dem am hinteren Teil kleine Bäume und Sträucher wuchsen. Kurz hinter den Ausgang konnte man stehen und gehend den Strand erreichen. Die Wände ragten etwa 80 oder mehr Meter lotrecht in den blauen Himmel und nur vereinzelt wuchsen auf kleinen Vorsprüngen oder in Ritzen einige Pflanzen.
So etwas hatte ich nicht erwartet!
Ich fragte mich, wie dieser gewaltige, wie mit einem riesigen Fräser in den Fels gebohrte Schacht wohl entstanden war. Einzig ein mit weichem, später ausgeschwemmten Gestein angefüllter Schlot schien mir denkbar, doch sah es nicht so aus, als ob es hier irgendwelche vulkanische Aktivitäten gegeben hätte. Doch sicher hatten schon Geologen eine Lösung gefunden, die völlig anders als meine Vermutung war.
Bereits durch die jetzigen Erlebnisse hatten sich die dreißig Märker als gut angelegt erwiesen.

Klippen in der Andamanensee
Klippen in der Andamanensee

Wir verweilten einige Zeit an diesem absonderlichen Platz und plantschten dann zurück ans Schiff.
Dieses nahm jetzt, nachdem alle wieder an Bord waren, nordwestlichen Kurs. Der Familienchef sprach mich an und stellte mir seinen Enkel vor, der in Aachen studiert hatte und deutsch sprach.
Unser Boot fuhr noch nahe an einigen schönen Klippen und Inselchen vorbei und steuerte dann eine kleine Insel an, deren Landungsbrücke über die Korallenriffe hinausragte.
Das im Preis eingeschlossene Mittagessen, stand jetzt in dem kleinen Ressort, das zur Landungsbrücke gehörte, auf dem Programm. Am Steg wimmelte es von Schwärmen Gelb-Schwarz gestreifter kleiner Fische, die so zutraulich waren, daß sie an einer ins Wasser gehaltenen Hand knabberten. Sie warteten auf Futter.

Fische in der Andamanensee
Die Fische an der Landungsbrücke warteten auf Futter

Ich war zwar noch niemals ein großer Fischfan, doch die vielen Gerichte die aufgetragen wurden und zumeist aus Meerestieren und Gemüse bestanden, waren wirklich lecker. Dazu gab es verdünnten Mekong, Milch von jungen Kokosnüssen und Softdrinks als Getränke.
Bei Tisch kam ich jetzt mit den jungen Damen, die etwa zwischen 15 und 18 Jahre alt waren, ins Gespräch. Sie waren stolz, das auf der Schule gelernte Englisch praktisch anwenden zu können und wie das mit jungen Gören nun mal ist, gab es in der lustigen Runde viel zu kichern.

Nachdem wir gespeist hatten ging es Richtung Süden, dabei passierten wir eine größere Insel, wie üblich mit hohen senkrechten Felswänden. Ich saß mit den jungen Damen neben der Brücke bzw. der Ruderkabine, als uns der Skipper auf einen riesigen Hai aufmerksam machte, dessen Rücken mit der großen Flosse etwa in 300 Metern Entfernung durchs Wasser pflügte. Dieses Vieh war entweder ein riesiger großer Weißer oder ein Walhai, ich konnte jedoch nicht in Erfahrung bringen, um was es sich genau handelte, der Skipper sprach nur einige Brocken Englisch, „big shark“, das wusste ich auch und die jungen Damen konnten die Arten nicht unterscheiden. Die Tauchlehrerin, die ich später fragte, hatte den Fisch nicht gesehen.
Glücklicherweise schwamm das Monster in rechtem Winkel zu unserem Boot auf die Insel zu, sonst hätte ich auf der anderen Insel, auf der wir nach einiger Fahrt anlegten, ein mulmiges Gefühl gehabt. Denn das kleine Inselchen war das, was man so Atoll nennt, sie bestand aus Sand, der vielleicht zwei Meter aus dem Wasser ragte und mit Palmen bewachsen war. Eine kleine Anlage mit fünf oder sechs Bungalows und einem Restaurant befand sich auf dem winzigen von Korallen umgebenen Eiland.
Jetzt wollte man schnorcheln – wie langweilig!

Landungsbrücke in der Andamanensee
Landungsbrücke mit unserem Ausflugsboot

Schon sehr oft hätte ich in meinem Leben die Möglichkeit gehabt, dieses zu tun, doch ich hatte ja schon fast alle Filme von Jacques Yves Cousteau gesehen, weshalb also selbst zwischen diesen von Seeschlangen und anderen Gifttieren verseuchten Riffen herumschwimmen?
Die Damen legten jetzt wieder die Schwimmwesten an, setzten sich Taucherbrillen auf und klemmten einen Schnorchel zwischen die Zähne. Jetzt konnte auch ich nicht mehr zurückstehen und so legte ich mir die gleiche Ausrüstung an. Die Reiseleiterin drückte mir ein Tauchermesser in die Hand.
„Was soll ich damit, mich gegen Haie wehren?“
Sie lachte.
„Damit kannst du Seeigel aufschneiden und an die Fische verfüttern.“
So glitt ich also schwer bewaffnet ins Wasser.
Ich war ein Riiiiesen-Esel gewesen, daß ich das jetzt zum ersten Mal machte!
Sofort vergaß ich die Welt über Wasser. Neugierig kamen die vielen verschiedenen Fische sehr nahe, berühren ließen sie sich jedoch nicht. Das waren keine stumpfsinnigen Bio-Roboter wie ich gedacht hatte. Gefächerte Polypen zogen sich blitzartig in ihre Kalkschale zurück, sobald ich eine gewisse Entfernung unterschritt. Seeigel waren wirklich reichlich vorhanden und so schnitt ich etliche auf. Die Fische fraßen mir das Fleisch dieser Korallenschädlinge aus der Hand.
So verging die Zeit wie im Flug und ich verlor das Zeitgefühl bis mich irgend jemand wieder an den Strand rief.

Seit diesem Erlebnis empfinde ich Mitleid mit den Wassertieren, wenn ich Filme sehe, in denen die Fischer ihre Netze einholen und die Meerestiere qualvoll ersticken.

Es war bereits später Nachmittag und wir rüsteten uns zur Rückfahrt.
Die Schatten waren bereits lang, als wir wieder an der Brücke von Pak Meng anlegten. Einer der Minibusse hatte sich verspätet und da die Touristen noch an diesem Tag Trang verlassen und Vorbereitungen für ihren Umzug an einen anderen Ferienort machen mussten, blieb ich mit den jungen Mädels als einziger "Erwachsener" an der Landestelle zurück, bis endlich unser Fahrzeug kam.
Ich war froh, daß auf dem Reisebüro nicht der sparsame Schwabe in mir die Oberhand behalten hatte!

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