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Indonesien - Asien

Indonesien, Reich der siebzehntausend Inseln

Regen am Tobasee
Blick während eines Regenschauers von unserem Batakerhaus auf den Tobasee

Der Tobasee auf Sumatra

Der Tobasee, bzw. der Lake Toba oder Danau Toba ist der größte Kratersee der Erde. Er füllt einen Teil der Caldera des Supervulkans Toba, der bei seinem letzen Ausbruch vor etwa 74.000 Jahren die Menschheit an den Rand der Ausrottung brachte. Da dieser Supervulkan nahe des Äquators liegt, wären bei einem erneuten Ausbruch nicht nur die südliche, sondern auch die nördliche Hemisphäre der Erde betroffen. Hunderte Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen wären dem Tod geweiht. Es bleibt nur zu hoffen, dass bis zu einem erneuten Ausbruch die Erde noch viele tausend Male um die Sonne kreist...

Wir waren Mitte März 1980 aus Penang kommend in Medan auf Sumatra gelandet und wollten uns in Padang nach Jakarta einschiffen, denn die Überlandreise bis zur Ostspitze Sumatras erschien uns denn doch zu beschwerlich. Ein guter Entschluß, wie sich später zeigen sollte. Schon unser erster Linienbus musste auf seinem Weg an den Tobasee einen zweistündigen Zwangs-Stopp einlegen, da irgend etwas am Motor des Fahrzeugs kaputt ging.
Jedenfalls lag der Tobasee nicht nur auf unserem Weg, sondern er war natürlich selbst ein attraktives Reiseziel. Gut kann ich mich noch an die Fahrt durch die tropische Vegetation Sumatras erinnern, die Straße stieg stetig an und schließlich sah man aus dem Busfenster fremdartige Nadelbäume geisterhaft im Wolkennebel zwischen den Felsen auftauchen. Wolken gab es hier fast immer, denn mehrmals täglich gingen warme Regengüsse über Sumatra nieder. Als sich die Straße am höchsten Punkt des Kraterrandes wieder senkte, tauchte die große Wasserfläche des Tobasees - mehr als doppelt so groß wie der Bodensee - unter uns auf. Unwillkürlich dachte ich an Fotos von skandinavischen Fjorden.

Blick von der Halbinsel Samosir auf den Tobasee
Blick von der Halbinsel Samosir bei Ambarita auf den Tobasee

Ambarita auf Samosir

Von Parapat aus gab es Fährverbindungen zur Halbinsel Samosir, welche durch einen kleinen Bootskanal zu einer künstlichen Insel gemacht worden war. Wir fuhren mit einer Fähre über. Da es in Tuk Tuk, wo die Fähre anlegte, aber nur teure und noch dazu lausige schlechte Unterkünfte gab, machten wir uns auf den Weg in das langgezogene Ambarita. Hier kamen wir zwar günstig in einem älteren traditionellen Batakerhaus aus Holz unter, hatten bis dorthin aber auch etwa 4 Kilometer zu gehen.

Häuser der Bataker in Ambarita
Häuser der Bataker in Ambarita

Viele der Holzhäuser in Ambarita waren noch im alten Stil der Bataker erbaut. Angeblich sollte diese Hausform von einer Bootsform inspiriert worden sein. Mit einiger Phantasie konnte man tatsächlich sogar die Form eines Bootes auf Stelzen in der Bauart der Häuser herauslesen. Die Bauweise auf Stelzen ist bei traditionellen Häusern in Südostasien weit verbreitet, schützt sie die Bewohner doch nicht nur bei Überschwemmungen, sondern auch vor vielen Arten von Ungeziefer. Aber auch auf Samosir setzte sich, trotz ihrer Nachteile, mehr und mehr die einfachere und billigere moderne Bauweise durch.

Tuk Tuk im Tobasee
Tuk Tuk im Tobasee

Diskos oder Musikkneipen gab es damals am Tobasee keine, man ging hier früh schlafen und vertrieb sich die Zeit mit Gesprächen, Besichtigungen und Spaziergängen. Als ich von einem solchen zurückkehrte, kam ich in einer Teestube mit einem alten Bataker ins Gespräch. Als er hörte, ich sei Deutscher, begann er fehlerfrei das fröhliche Lied "Deutschland, Deutschland über alles..." anzustimmen.
Während des indonesischen Unabhängigkeitskrieges hatten viele mit dem Ende des 2. Weltkriegs arbeitslos gewordene Wehrmachts-Soldaten bei der holländischen Kolonialtruppe angeheuert. In Indonesien konnten sie damals fast nahtlos weiter ihrem lustigen Handwerk nachgehen. Die damals verübten Brutalitäten waren in der Bevölkerung noch immer lebendig, wie mir der Alte erzählte. Aber, das sei lange her...

Reisfeld mit Vogelscheuche am Tobasee
Reisfeld mit Vogelscheuche bei Ambarita, im Hintergrund der Tobasee
Tobasee auf Sumatra

Bei uns herrschte bei den Ortsnamen auf Samosir einige Verwirrung. So lag nur ein paar hundert Meter von unserem Haus ein kleiner Weiler am See, der Tuk Tuk Timbul genannt wurde, während die Häuser auf gleicher Höhe etwas weiter landeinwärts zu Ambarita gehörten. Tuk Tuk wurde auch der Ort genannt genannt, an welchem die Fähre anlegte, schien aber auch ein Überbegriff für Ambarita zu sein, ganz verstanden habe ich das nie.

Jedenfalls gab es damals noch nicht so viele Touristen, dass man diese als eine wesentliche Einnahmequelle der Inselbewohner hätte bezeichnen können. Zwar fielen Gruppen von Pauschaltouristen fast täglich in Ambarita ein, jedoch immer als Teil einer organisierten Tour durch Sumatra. Die Aufenthaltsdauer betrug deshalb bestenfalls ein paar Stunden, man wollte nur die Kultstätten der Bataker zu besichtigen. Es gab in Ambarita etliche Andenkenläden, die aber den Rest des Tages, wenn die Touristengruppen wieder entfleucht waren, natürlich unter Kundenmangel litten. Außer für ein paar Andenken ließen diese Touristen höchstens noch etwas Geld für ein paar Softdrinks in Ambarita. Die Besitzerin eines solchen Shops beklagte sich bei mir bitter über diese Tatsachen. So lebten die Menschen hier, wie seit eh und je, hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht. Viehzucht bedeutete hauptsächlich Schweinezucht, Unmengen dieser Tiere liefen frei wie die Hunde durch Ambarita. Und auch diese letztere Tierart stand übrigens auf den Speisezetteln der Bataker. Der Ackerbau allerdings war im Rückgang begriffen. Das Innere von Samosir ist bergig und wer einen Spaziergang in diese Richtung unternahm, kam, sobald das Gelände anstieg, zunächst an bewirtschafteten Terrassenfeldern vorbei, weiter oben wurden sie jedoch nicht mehr genutzt und begannen zu verfallen. Vielleicht hing das mit einem Bevölkerungsrückgang bei den Batakern zusammen, das nahe Medan lockte sicherlich viele arme Familien, ihr Glück in der Großstadt zu suchen.

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