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Türkei - Asien

Reise durch den Westen der Türkei

Kayseri

Deshalb nahm ich von Antakya aus den Bus nach Kayseri in Zentralanatolien, dort wollte ich zunächst ein paar Tage verbringen, bevor mich mein Weg über Kappadokien wieder nach Istanbul führte.
Kayseri ist für seine Teppiche berühmt und eine in weiten Teilen erhaltene turmbewehrte mächtige Mauer ziert die alte Stadt. Ich streifte durch den Basar, erwarb nach zweitägigen Verhandlungen einen Gebetsteppich, und besichtigte einigemale die Altstadt.
Als ich von einer solchen Besichtigung entlang der Mauer in mein Hotel namens „Seyhan" zurück ging, überholte ich einen Alten in schmutziger Kleidung, welcher an der sehr hohen Bordsteinkante stehen blieb. Er wollte eine Seitenstraße überqueren, hatte jedoch offensichtlich Angst zu stürzen. Ich drehte um und half dem zitternden, nach Urin riechenden Alten über die Straße.
Geholfen war dem Armen damit allerdings nur wenig, doch was sollte ich tun? Ich steckte ihm einen Geldschein in die Hände, der etwa 10 Mark entsprach und setzte meinen Weg fort. Jetzt erst fiel mir auf, daß mich einige Passanten staunend beobachtet hatten.

Im großen Kayseri war ich selbstverständlich nicht mehr der einzige Ausländer, wie im kleinen Samandağ. Ich entdeckte abends eine Bierkneipe, in der auch etliche Touristen verkehrten und kam mit zwei Deutschen ins Gespräch.
Einer war Archäologiestudent und wollte bald weiter nach Syrien zu irgendeiner Ausgrabung. Wir tranken Bier und unterhielten uns über unsere Erfahrungen in der Türkei. Dabei kam die Rede irgendwie auch auf das Sexualverhalten der Türken. Die beiden rätselten, wie junge Türken wohl ihre Erfahrungen machten, wenn es keinen Sex vor der Ehe gab.
„Na, die gehen natürlich ins Puff“ meinte ich.
Das wollten sie mir nicht glauben, in der Türkei gebe es doch keine Bordelle.
„Na klar gibt es die!“
„Dann müsste es ja auch hier in Kayseri so etwas geben!“
„Natürlich!“
Doch glaubten sie mir nicht. Ich hielt das für etwas naiv und meinte in meiner Bierlaune, daß ich das beweisen könne.
„Und wie?“
„Kommt mit!“

Zwar war ich in der Türkei noch nie in einem Bordell gewesen, ja hatte noch nicht einmal von solchen gehört, doch war ich mir sicher.
So etwas gibt es fast überall, auf jeden Fall in den großen Städten.
Wir bezahlten die Zeche und suchten uns ein Taxi, in das wir stiegen. Der Taxifahrer verstand weder englisch noch deutsch, deshalb machte ich die weltbekannte Geste, das Schlagen mit der flachen Rechten auf die linke Faust und fragte in meinem rudimentären türkisch, was die Fahrt koste.
Nachdem wir uns geeinigt hatten, (wir wollten uns die Fahrtkosten teilen, da bin ich Schwabe) ging die Fahrt etwa 2 KM außerhalb der Stadt an ein großes, eingeschossiges Gebäude ohne sichtbare Fensteröffnungen.
Am einzigen Eingang standen unter anderen Männern auch zwei Polizisten, welche uns zwar verwundert betrachteten, jedoch nicht behelligten und wir traten ein.
Um einen rechteckigen großen Hof waren die „Gastzimmer“ angeordnet, eine offene Tür bedeutete, die Dame ist „frei“. Ein Besuch sollte etwa ab 10 Mark kosten, doch beschränkten wir uns natürlich darauf, die Damen zu betrachten, von denen keine wirklich schön, aber auch keine wirklich hässlich war.
Das ganze Gelände war sehr belebt, nicht nur von jungen Männern. Wir tranken noch ein Bier und fuhren dann wieder zurück. Das Türkeibild meiner Begleiter war wohl etwas erschüttert.

Kappadokien - Tal im Göreme Nationalpark
Kappadokien - Blick auf das sogenannte "Taubental" und das Dorf Uçhisar im Göreme Nationalpark

Nevşehir und ein Tagesausflug in den Nationalpark Göreme

Nach einigen Tagen fuhr mein Bus auf der Straße nach Nevşehir rechter Hand an einem gewaltigen Berg mit eindrucksvollem Profil vorbei und zweigte anschließend rechts von der Hauptstraße ab,durch die schöne und skurrile Landschaft von Kappadokien.
Wieder suchte und fand ich ein nettes und günstiges Hotel in dem angenehmen Nevşehir.
Es gab etliche Touristen in Nevşehir, wenn auch längst nicht so viele wie in den Orten der Westküste. Das hatte den Vorteil, daß es viele, und durch die große Konkurrenz auch günstige, Besichtigungstouren durch das Göreme-Gebiet gab. Ungezählte in den weichen Tuff geschlagene Behausungen und Kirchen befinden sich in diesem kappadokischen Nationalpark. Ein Reisebüro, das solche Touren feil bot, hatte noch Plätze zu einem sehr guten Preis und sogar deutschsprachiger Führung frei. Ich tat mich mit ein einigen Deutschen, die ich in Restaurants kennen lernte, zusammen.
Am frühen Morgen startete unser Bus zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Göreme Parks, deren einzelne Namen ich natürlich nicht mehr weiß. Bereits nach ein paar Kilometern hielten wir in einem Tal und besichtigten ein paar ausgehöhlte Tuffkegel, die Hauben aus widerstandsfähigerem Fels trugen.
Weiter ging´s, wir stiegen wieder aus und diesmal machten wir eine Wanderung durch ein Tal mit spitzen Kegeln, ebenfalls mit vielen Höhlen. Viele der ehemaligen Wohnhöhlen wurden als Taubenschläge genutzt, was dem Tal den Namen Taubental eingebracht hatte. Ziel der Wanderung war ein ganzes Dorf, das in einen großen Felsen eingeschlagen war. Der ausgehöhlte Felsen über dem heutigen Dorf Uçhisar war heute natürlich nicht mehr bewohnt, doch zu besichtigen.
Erneute Fahrt durch Kappadokien und wieder Höhlen in einem großen Fels. Anschließendes Einkehren zum Mittagessen.

Eingang in eine Siedlung im Tuff - Göreme Nationalpark
Eingang in eine Untergrund-Siedlung
Göreme Nationalpark, Kappadokien

In den Dörfern durch die wir kamen, lagen Rosinen zum Trocknen auf den flachen Dächern der Häuser und nur wenige der Felswohnungen waren noch bewohnt.
Diese boten zwar hervorragenden Schutz gegen Hitze und Kälte, doch geschah es immer wieder, daß Teile der Behausungen durch Erosion oder leichte Erdbeben einstürzten.
Deshalb wurden die künstlichen Höhlen meist nur noch, wie erwähnt, als Taubenschläge, oder auch als Lagerräume genutzt.
Weiter sollten wir in eine Kellerei zu einer Weinprobe geschleppt werden, doch weigerten wir uns dort auszusteigen. Keramik Shopping wurde von uns ebenso abgelehnt.
Die Hauptattraktion der Tour war dann ein Gelände mit vielen schön ausgemalten Höhlenkirchen, deren Malereien allerdings, so weit menschliche Arme reichen, von Barbarenhand zerkratzt waren und wir kletterten längere Zeit durch unterirdische Stollen und Räume. Eine eigene Taschenlampe hätte hier nützliche Dienste leisten können, doch hatte ich die meine im Hotel gelassen.
Als Abschluß unserer Tour durch den Göreme-Nationalpark wurden wir wieder zu einem Laden geschleppt, diesmal zu einem Teppichhändler. Hier nützte unsere Verweigerung nichts und wir mußten aussteigen, kauften jedoch auch hier nichts - was nicht sehr gut ankam. Abends erreichten wir dann endlich wieder, rechtschaffen müde, Nevşehir. Alles in allem, ein sehr lohnender Ausflug.
Bis zu ihrer Vertreibung nach dem Überfall Griechenlands auf die Türkei, infolge der Wirren nach dem ersten Weltkrieg, hatten in diesem Gebiet viele griechische Türken gelebt. Ich blieb drei Tage, probierte den in der Türkei berühmten, tatsächlich guten und günstigen Wein der Gegend, der eigentlich seinen guten Ruf eben diesen griechischen Winzern verdankte, erwarb einige Souvenirs und nahm dann einen Bus nach Istanbul, um rechtzeitig zu meinem Abfahrtstermin wieder dort einzutreffen.

Kappadokien Taubental
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