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Philippinen - Asien

Die Krokodilfarm bei Puerto Princesa

Nahaufnahme Krokodil
Nahaufnahme des gefangenen 6 Meter Leistenkrokodils

Das Monster in der Garage

Krokodil frisst HuhnMeine Wirtin in Puerto Princesa fragte uns eines Nachmittags beim Kaffee, der lustigste tägliche Gast, ein Transvestit, der irgendwelche Wetten und Lotterien abwickelte und dabei seine Kunden zu Hause aufsuchte, war gerade wieder gegangen (Misses D. war nämlich ein wenig der Leidenschaft des Glücksspiels zugetan), warum wir denn nicht die Krokodilfarm besuchten. Das sei sehr interessant - gerade jetzt, wie sie nach geheimnisvoller Pause hinzufügte.
Wir hatten in der Inselhauptstadt von Palawan, die trotz ihrer fast 80.000 Einwohner fast einen dörflichen, höchstens aber kleinstädtischen Eindruck machte, schon das Gefangenenlager, das UNO-Camp für Flüchtlinge, die örtlichen Disco und den Hafen besichtigt, in dem gerade ein kleines Kriegsschiff der philippinischen Marine vertäut lag, und nur noch diese Krokodilfarm blieb an Sehenswürdigkeiten übrig.
Na, ja, dann zog ich mir eben auch mal einen Krokolederlieferanten rein, man sollte in seinem Leben ja möglichst viel sehen.
Weshalb, das weiß ich allerdings auch nicht so recht anzugeben...
Also war am nächsten Tag die Besichtigung der Krokodilfarm angesagt. Am Eingang war erst mal kein Mensch da, nur auf der anderen Seite des großen Hofes stand unter einem Dach so eine komische lange Holzkiste. Die Besichtigung sollte Eintritt kosten, aber wohl nur zu den festgelegten Fütterungszeiten kamen auch tatsächlich ein paar Besucher. Am Eingang befand sich auch ein Ausstellungsraum, in dem so interessante Dinge wie der in Formalin eingelegte Penis eines großen Krokodils zu besichtigen waren. Wir traten wieder nach draußen, und endlich sahen wir jemanden, einen Wächter in Uniform und einen Zivilisten.
Wir wollten uns zuerst wohl das gefangene Krokodil ansehen, wegen dieses Tieres seien wir doch gekommen?
"Gefangenes Krokodil?"
"Ja, dort drüben in der Kiste!"
Die Kiste war jene unter besagtem Dach und eher ein hölzerner Käfig, wie sich bei der Annäherung herausstellte. Aber was sich darin befand, verschlug mir fast den Atem - ein mehr als sechs Meter langes Salzwasser-Krokodil, vor einer Woche oder so an der Küste gefangen! Das war etwas - wie soll ich sagen - wie ein Dinosaurier, und noch wie ein sehr gefährlicher dazu! Mehr als sechs Meter - die Längenangabe des Angestellten war in Fuß, doch ist mir nur die Umrechnung im Gedächtnis geblieben, es waren aber etwas mehr als 6 Meter. Ein R i i i e s e n v i e c h!

Sechs Meter Salzwasserkrokodil Palawan
Fast die volle Länge des Salzwasserkrokodils

Bassin in der Krokodilfarm von Puerto PrincesaMehrmals umrundete ich mit den Leuten die Kiste:
"Ist es gefährlich, wenn man das Krokodil man der Seite anfasst?"
Ich traute angesichts dieser Muskelmasse der Stabilität des Käfigs nicht, immerhin war das nur zusammengenageltes Holz.
"Nein, überhaupt nicht!"
Lachte der Angestellte, und zum Beweis klatschte er laut mit der flachen Hand auf den Panzer des Krokodils. Sogar meine Begleiterin tätschelte es jetzt und so stand ich auch nicht mehr zurück. Kaum jedoch lag meine Hand auf der Haut des Reptils - ich berührte es ziemlich sanft, man konnte ja nicht wissen - als es plötzlich zusammenzuckte und die Beine etwas bewegte. Nicht nur ich, auch der an den Umgang mit Krokos gewöhnte Angestellte und meine Freundin, wir alle zogen unsere Hände blitzschnell und mit erschrockenen Gesichtern zurück. Der Angestellte überging die Situation mit einem Lachen. Mir aber war klar geworden, daß so ein Krokodil keineswegs so unempfindlich ist, wie man denken könnte.
Dann kam der Kopf dran, es war ein Erlebnis, so völlig gefahrlos wenige Zentimeter vor den riesigen Zähnen zu hocken. Es war anzunehmen, daß dieser Anblick auch schon das Letzte gewesen war, das ein Mensch im Leben sah.
Ja, das Krokodil war ein Menschenfresser, deshalb sei es gefangen worden, wurde mir bestätigt. Das Tier sei vielleicht Einhundert oder noch mehr Jahre alt...
Baden!
Wir waren ja zum Baden hierhergekommen! - Also das musste ich mir noch gut überlegen, wenn es hier im Meer und in den Flüssen solche Monster gab! Und, hier auf Palawan gab es sogar gleich zwei Arten von Krokodilen, die ganz 'normalen', welche in den Flüssen und im Brackwasser der Mangrovensümpfe lebten, und Kerle, die zu solchen Riesen auswachsen konnten - Salzwasserkrokodile - die, wie ich glaube, auch Leistenkrokodile genannt werden. Diesen Tieren konnte man auch weit draußen auf See noch begegnen.
Drei Tage später sollte mir ein Exemplar der ersteren Gattung noch einmal begegnen, Kinder hatten in Guigol, einem Dorf am Malampaya Sund, ein Baby-Krokodil dieser Art gefangen, an einer starken Schur angebunden und benutzten das Tier jetzt als Spielzeug.
Für einen kleinen Betrag kaufte ich es ihnen ab, um es frei zu lassen.
Weil mir aber die Beispiele, die ich bei der Fütterung erlebte, welche sich an die Besichtigung des Leistenkrokodils anschloss, eine warnende Erfahrung waren, ging ich bei der Entfernung der Schnur um das etwa 25 Zentimeter lange Babykrokodil vorsichtig vor. Ich täuschte es erst mit der linken Hand durch eine schnelle Bewegung in Richtung seines Kopfes - tatsächlich schnappte es durch eine blitzschnelle seitliche Bewegung seines Maules mit einem lauten Klatschgeräusch nach meiner Hand. Damit aber hatte ich gerechnet, sein spitzzähniges Maul hatte sich kaum geschlossen, da drückte ich ihm auch schon mit dem großen Zeh meines rechten Fußes das Maul zu - jetzt konnte ich es gefahrlos in die Hand nehmen, wenn ich ihm die Schnauze zu hielt.
Die Kids und die erwachsenen Zuschauer dieser Aktion, welche ihre Gesichter schon auf ein schadenfrohes Gelächter vorbereitet hatten, schienen enttäuscht...

Gefangenes Salzwasserkrokodil
Ein Menschenfresser
Puerto Princesa

Bleiben wir jedoch zunächst noch in der Krokodilfarm.
Für das Leistenkrokodil wären alle Bassins, in denen die Zuchtkrokodile bis zur Schlachtung gehalten wurden, viel zu klein, außerdem könne man es nicht mit den anderen zusammensperren, die armen Kerle blieben dann nämlich nur noch solange am Leben, bis das Riesenkrokodil wieder Hunger verspüre. Man sei gerade dabei, ein neues Bassin zu bauen. Natürlich würde dieses außerordentliche Krokodil nicht getötet werden, denn die Farm diente nicht nur der Produktion von Krokodilleder, sondern auch als Zuchtstation um die immer seltener werdenden Tiere vor der Ausrottung zu bewahren. Diese Zucht sollte sich durch den Verkauf des Leders selbst finanzieren, doch ob der Riese für die Zucht geeignet war, erschien mir zweifelhaft.
Wir hatten noch ziemlich Muße, bis die Fütterungszeit begann, und so unterhielten wir uns mit dem Wächter und dem Bediensteten bei Cola, die ich spendierte. Dafür wurde später von uns kein Eintritt verlangt, obwohl ich das natürlich nicht damit beabsichtigt hatte. Es kamen dann zur festgelegten Zeit tatsächlich ein paar Besucher, alles Filipinos, denn Touristen waren um diese Jahreszeit nur wenige auf Palawan zu finden. Auch eine Schulklasse in Uniform tauchte auf, allerdings war da die Fütterung schon fast vorbei. Die meisten Krokodile bekamen geschlachtete Hühner zu Fressen, aber um den Panzerechsen etwas Abwechslung zu bieten, wurden in manche der ummauerten Bassins vom Laufsteg aus auch lebende Hühner geworfen, denen man die Beine zusammen gebunden hatte. Die armen Tiere hatten entsetzliche Todesangst und bewegten sich mit den Flügeln flatternd noch etwas auf dem Boden fort, in der Hoffnung, noch zu entkommen. Aber sofort setzten sich die Krokos blitzartig in Bewegung, fiel ein Huhn in ihre Nähe, verschwand es durch eine noch schnellere seitliche Bewegung des Kopfes in ihrem Schlund. Das laute Geräusch der manchmal ins Leere klappenden Schnauzen ging durch Mark und Bein.
Ich schoss an diesem Tag glücklicherweise noch etliche Aufnahmen von der Krokodilfütterung, warum 'glücklicherweise' und warum diese Aufnahmen alle nichts geworden sind, das hat mit der Kriminalität auf den Philippinen zu tun und wird im nächsten Fotobericht erzählt...

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